Die fünf Dachziegel stammen aus einem christlichen Kloster, genauer gesagt, einem Zisterzienserkloster. 1 Der Orden wurde von Bernhard von Clairvaux gegründet. Er ging aus dem Benediktinerorden hervor. Wichtig waren Beten, Arbeiten und Lesung.
Während eines Urlaubs mit meinen Eltern in Bad Herrenalb (Schwarzwald) – ich war noch ein kleines Kind -, kamen wir auf einem Spaziergang an jenem Kloster vorbei. Die alten Dachziegel waren heruntergenommen worden, um das Kloster neu einzudecken.
Mein Vater, der sofort Ideen hatte, wie man sie bemalen könne, fragte die Küsterin, ob er denn welche haben könne, bevor sie einfach weggeworfen werden würden. Was er denn damit wolle? Sie bemalen. Womit? Mit den Familienwappen und verschiedenen Gemeinde-Wappen. Gut, wenn sie eines von Bad Herrenalb haben könne, könne er sich Dachziegel aussuchen.
Einige unbemalte habe ich geerbt.
Hier ist nun eine Reihe von fünf Dachziegeln aus einem christlichen Kloster mit buddhistischen Themen entstanden. So entsteht nun ein buddhistisch-christlicher Dialog. Auf die Idee kam ich, da ich bei einer Konferenz in Süd-Korea auf einem Dach eines Nonnenklosters Dachziegel mit buddhistischen Motiven gesehen hatte 2 2004, s. Mitarbeit bei Sakyadhita, dem internationalen buddhistischen Frauennetzwerk
Die ersten drei Dachziegel sind 2018 entstanden:
Der Buddha in blau, die grüne Tara (ein Buddha in weiblicher Gestalt) und „May we…“ (Die metta (Pali) oder in Deutsch „liebende Güte“-Meditation).
Der Buddha ist von blauer Farbe, da er den Medizinbuddha repräsentiert, der nicht nur gegen Unwissenheit, sondern auch gegen Krankheiten helfen soll.
Die grüne Tara ist eine der Frauengestalten, die speziell in Tibet sehr berühmt ist: Der Sage nach war sie eine Prinzessin, die ein Gelübde ablegte, dass sie die Buddhaschaft – das Erwachen – erlange und zwar in einem Frauenkörper. Dies war ungewöhnlich, da in den buddhistischen Texten oft die Idee vorherrscht, eine Frau müsse erst eine Wiedergeburt als Mann haben, um dann Buddha zu werden. Wir haben hier also eine tibetisch-buddhistische Feministin vor uns, die zum Buddha geworden ist und nicht nur das. Sie bleibt aus Mitgefühl zu allen Lebewesen im Daseinskreislauf, um diese zu unterrichten, gleichfalls die Buddhaschaft zu erlangen. Außerdem ist sie die Schutzgottheit Tibets.
„May we…“: In der metta-Meditation wird eine Haltung des Mitgefühls gegenüber allen fühlenden Wesen geübt. Die Sätze werden zuerst für sich selbst gesprochen, dann an Personen, die einem nahestehen, danach an neutrale Personen und schließlich an Menschen, mit denen man Schwierigkeiten hat. So wird das Mitgefühl ständig erweitert.
Der vierte Dachziegel heißt „One Hand Clapping„. Dies ist ein Zen Koan, also ein Satz oder eine Geschichte, die als Aufgabe ausschließlich zwischen Meister*in und Schüler*in gelöst werden kann. Dabei geht es nicht um rationale Antworten. Wer ein Koan im japanischen Buddhismus bekommt, muss lernen über den Intellekt hinauszuwachsen, um eine Art „Erleuchtungserlebnis“ zu erlangen.
Der Dachziegel, der gleichfalls in die Reihe „Budda auf dem Dach“ gehört, stellt eines der acht tibetisch-buddhistischen Glückssymbole dar, den Endlosknoten.
Er steht für die Einheit von Weisheit und Methode, die nur zusammen zum Zustand der Buddhaschaft führen. Alles hängt mit allem zusammen. Das ist das Prinzip von Ursache und Wirkung, actio und reactio in der Physik.
Der Pfad zur Erleuchtung führt durch das Samsara. Der korrekte, ethische Umgang mit den Widrigkeiten im Leben, die Weisheit, das Leben so zu akzeptieren wie es ist, und deren Anwendung in der Methode durch Denken, Reden und Handeln in Achtsamkeit: Das ist der Weg zur Buddhaschaft.
2018, 2019, Ölfarbe
Zum Verkauf steht One Hand Clapping (Decorlack)